Fotoshooting – ich fleißig am Fotografieren – dann erste Begutachtung der Bilder durch die Kunden direkt am Kameradisplay – oft höre ich dann die Aussage “Ja deine Kamera macht wirklich schöne Bilder”. Ein Satz, den Fotografen aber meist nicht wirklich so gerne hören….warum ist das so? Machen teure Kameras tatsächlich bessere Bilder, welchen Anteil hat der Fotograf?

Portraitfoto mit intensiver Bildbearbeitung

Die Kameratechnik selbst hat sich in den letzten 100 Jahren nicht wirklich geändert, noch immer bestimmen eigentlich nur 3 Parameter ob und wie ein Bild gelingt: Blende, Belichtungszeit, Brennweite. Damit steuert man wie hell oder dunkel ein Bild wird, ob alle Bildstellen schön scharf sind (Landschaftsfotografie) oder sich bei einem Portrait die Person schön vom Hintergrund abheben soll, oder ob man Distanz im Bild schaffen oder vermindern möchte. Auch moderne Digitalkameras steuert man letztendlich über diese 3 Parameter, die Automatikprogramme der Kameras und Smartphones (für Landschaft, Portraits, Nachtaufnahmen) greifen natürlich auch darauf zurück und bieten eben schon speziell für den Anwendungszweck gespeicherte Einstellungen.

Als professioneller Fotograf arbeitet man natürlich oft in Grenzsituationen, denken wir beispielsweise an Hochzeiten in sehr dunklen Kirchen, Portraitfotoshootings bei sehr starkem Gegenlicht oder an die Sportfotografie. Jede neue Kamerageneration – inbesondere im Profisegment – deckt diese Bereiche besser ab als ältere Modelle. Da sind dann noch kürzere Belichtungszeiten möglich oder man kann bei noch geringerem Licht ohne Blitz fotografieren (höhere Lichtempfindlichkeit bei gleichzeitig geringerem Bildrauschen). Das erleichtert die Arbeit des Fotografen weil weniger Ausschuß entsteht (der beim Fotografieren in solchen grenzwertigen Situationen immer anfällt) und ermöglicht heutzutage auch Bilder die früher so einfach nicht möglich gewesen wären.

Aus einem Hochzeitsfotoshooting

Professionelle Fotografen nutzen daher meist teure (hochqualitative) Kameras um so ein besseres Ausgangsmaterial für die Bildbearbeitung zu erhalten. Denn ohne Bildbearbeitung geht in der Regel gar nichts, kleinere oder größere Anpassungen (Farbveränderungen, Helligkeit, Kontraste usw.) sind immer erforderlich, geben einem Bild erst den speziellen Touch und verstärken die Bildwirkung. Bei Portraits oder Hochzeitsfotoshootings ist natürlich auch die Beautyretusche ein wichtiger Punkt damit die Bilder am Ende wirklich geil aussehen.
Mit modernen Bildbearbeitungsprogrammen (Photoshop, Lightroom, Capture One,…) kann man sehr viel anstellen, dabei gilt aber immer: je besser das Ausgangsmaterial umso besser das fertige Bild. Wenn ein Bild aus einer dunklen Kirche wenig Bildrauschen aufweist (was entstehen wenn man mit hoher Empfindlichkeit fotografiert) muss man nachher in der Nachbearbeitung weniger Rauschen entfernen, das Bild wirkt schärfer und knackiger als ein brutal künstlich entrauschtes Bild. Wenn bei Gegenlichtportraits die Kamera einen großen Dynamikumfang besitzt ist das Gesicht nicht zu dunkel, obwohl die Sonne direkt in Linse scheint. Denn ein künstliches Aufhellen des Gesichtes im Bildbearbeitungsprogramm sieht immer schlechter aus als wenn das Bild schon perfekt belichtet aus der Kamera kommt.

Eine gute, teure Kamera schafft also besseres Rohmaterial für die Nachbearbeitung, das alleine schafft aber noch keine atemberaubenden Bilder. Denn beim Fotografieren kommt es auch darauf an wie ich den Bildausschnitt wähle, welche Blende ich einstelle um bestimmte Bereiche unscharf oder scharf darzustellen, ob ich Bilder mit Aufsteckblitz oder mit externen Beleuchtungssytemen aufhelle usw. Das alles hat einen mindestens genauso großen Einfluss darauf ob es ein “Wow”-Bild oder ein langweiliges Bild wird. Wenn man das nicht kann hilft die teuerste Kamera nichts. Und richtig gute Bilder entstehen sowieso erst dann wenn die Chemie zwischen Fotografen und Model stimmt. Denn nur dann entstehen lockere, ungezwungene Aufnahmen die nicht gestellt wirken – auch wenn sie es sind. Das gilt für Portraitfotografie genauso wie für Hochzeitsfotografie, Kinderfotografie auch auch Eventfotografie.
Zusammenfassend kann man sagen: eine hochwertige Kamera ist schon auch wichtig für gute Bilder, den Löwenanteil daran hat aber der Fotograf und das Motiv.